ÖVP,
SPÖ und sogar die KPÖ umwarben die ehemaligen Nationalsozialisten, die
keine eigene politische Vertretung hatten. Das änderte sich vor den
Nationalratswahlen 1949, als der Verband
der Unabhängigen (VdU) zugelassen wurde. Unterstützt wurde diese Gründung
vor allem von der SPÖ, die sich durch eine zweite bürgerliche Partei
eine Schwächung der ÖVP erhoffte. Der VdU war ein Sammelbecken von
Altnazis, Neonazis, Deutschnationalen und einigen liberalen Kräften (Bailer-Galanda/Neugebauer
1997, S.12). Seine gemeinsame Grundlage war eine deutschnationale
Orientierung. Er wollte vor allem die Interessen der ehemaligen
Nationalsozialisten wahren. Dadurch gab es vom Beginn an eine starke
Tendenz zur Verharmlosung des Nationalsozialismus und zur
politisch-moralischen Entschuldung seiner Anhänger.
1955 wurde aus dem VdU
die Freiheitliche Partei Österreichs
(FPÖ), was eine Ausschaltung der wenigen liberalen Kräfte innerhalb der
Partei zur Folge hatte. Die FPÖ war bei ihrer Gründung eine
deutschnationale, sehr weit rechts stehende Partei, in der ehemalige, zum
Teil schwer belastete Nazis führende Stellungen einnahmen. An ihrer
Spitze stand Anton Reinthaller: Er war Mitglied der Landesleitung der
NSDAP Österreich, war Landwirtschaftsminister in der Regierung Seyß-Inquart
im März 1938 und wurde später SS-Brigadeführer. Sein Nachfolger
Friedrich Peter, FPÖ-Obmann von 1958-1978, war Angehöriger der 1.
SS-Infanteriebrigarde. (Vergleiche Bailer-Galanda/Neugebauer 1997, S.11ff.) |