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Denunziert. 
Jeder tut mit. 
Jeder denkt nach.
Jeder meldet.
von Herbert Dohmen
und Nina Scholz


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Entschädigungen

Da sich Österreich als ein Opfer Hitler-Deutschlands sah, wollte es auch keine Entschädigung zahlen. Maßnahmen geschahen hauptsächlich unter dem Druck der Alliierten. Im Umgang mit der Entschädigungsfrage wird auch deutlich, dass nach 1945 der österreichische Antisemitismus noch immer sehr stark war. Viele Opfer des Nationalsozialismus bekamen erst in den 1990er Jahren erstmals eine symbolische „Wiedergutmachung“.

In Österreich wollte man nach Kriegsende so wenig wie möglich Entschädigungen an die NS-Opfer bezahlen. Offiziell galt Österreich als das erstes Opfer Deutschlands – wieso sollte ein Opfer Entschädigungen zahlen? Der österreichische „Opfermythos“ gipfelte 1947 darin, dass Österreich von Deutschland eine Wiedergutmachung forderte. Das wurde von den Alliierten allerdings abgelehnt. (Manoschek 1995, S.100).

Die meisten Österreicherinnen empfanden sich in irgendeiner Form als Opfer.

"Selbst die ehemaligen Nationalsozialisten erreichten eine Art Opferstatus: Sie galten als Opfer der von den Alliierten geforderten, angeblich so rigiden Entnazifizierungsmaßnahmen. Im Laufe dieses Prozesses gerieten die tatsächlichen NS-Opfer in den Hintergrund. Sie, die an die Schuld erinnert hätten, wurden aus dem kollektiven Gedächtnis ausgeklammert. Gleichzeitig erleichterte und bedingte dieser Vorgang die im Sinn der „Opfertheorie“ erforderliche Bagatellisierung der Verbrechen österreichische Täter." (Bailer-Galanda 2000, S.887)

Man ging also sehr zögerlich an die Entschädigungs-Frage heran. Maßnahmen geschahen hauptsächlich unter dem Druck der Alliierten. Es wurden sehr eng gefasste Entschädigungsgesetze gefasst, die viele Opfer und Opfergruppen komplett ausschloss. Die Rückstellungsgesetze sollten nur für eine kurz Zeit ihre Gültigkeit besitzen. Zahlreiche Aspekte wurden komplett ignoriert. So wurden zum Beispiel rund 60.000 „arisierte“ Mietwohnung nach 1945 nicht an ihre früheren Mieter zurückgegeben. Ein Rückstellungsgesetz zu diesem Thema lag zwar dreimal im Entwurf vor, wurde jedoch vom Nationalrat nie verabschiedet. 

Die sieben Rückstellungsgesetze, die beschlossen wurden, erfassten nur die größeren Vermögensteile. Das größte Problem war, dass nur noch vorhandenes und auffindbares Eigentum zurückgegeben wurde. Zu Entschädigungen in anderen Fällen erklärte sich Österreich nur widerstrebend und in geringem Ausmaß bereit. Damit waren in Österreich NS-Opfer deutlich schlechter gestellt, als in Deutschland. (Vergleiche Bailer-Galanda 2002, S.58f.)


Antisemitismus in der Entschädigungsfrage

Die Ablehnung von Entschädigung hatte in Österreich auch einen antisemitischen Beigeschmack. Einer der bekanntesten Aussagen zur Entschädigung der jüdischen Opfer stammt von Innenminister Oskar Helmer: „Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht“. (Protokoll der 132. Ministerratssitzung vom 9. November 1948: Fonds aus erblosem Vermögen. Zit. nach Knight 2000, 146).

Die Wortprotokolle der österreichischen Bundesregierung sind ein Beweis dafür, dass mit dem Ende des Krieges kein Ende des österreichischen Antisemitismus gekommen war:

"Nichtsdestoweniger spielen die Juden in der Welt eine große Rolle in der Außenpolitik, einesteils, weil ein großer Teil der Presse sich in ihren Händen befindet, durch welche sie ihren Einfluss auf die öffentliche Weltmeinung ausüben, andernteils, weil sie es verstanden haben, die Regierungen anderer Staaten zu veranlassen, sich ihrer Forderungen anzunehmen. Dies gelang den Juden umso leichter, als sich das internationale Finanzkapital weitgehend in jüdischen Händen befindet. Zu den judenfreundlichen Regierung gehören vor allem die englische und die amerikanische Regierung. (...) Nicht umsonst hat man daher das Judentum als die 5. Weltmacht bezeichnet, an deren Gegnerschaft Hitler-Deutschland zugrunde gegangen ist. (...) Wie bereits erwähnt, spielen Juden in der Finanzwelt eine sehr große Rolle. Es wäre daher wenig angezeigt, sie durch allzu große Kleinigkeit bei der Entschädigung ihrer verfolgten Glaubensgenossen zu verstimmen. Auch sind besonders englische und amerikanische Juden im Spenden häufig sehr freigiebig. Es wäre zumindest unklug, ihre allfällige Bereitwilligkeit zu einem Beitrag für den Wiederaufbau von Österreich dadurch ungünstig zu beeinflussen, dass man die jüdischen Entschädigungsansprüche nicht entsprechend behandelt." (Memorandum der Staatskanzlei, Auswärtige Angelegenheiten: „Die außenpolitische und die völkerrechtliche Seite der Ersatzansprüche der jüdischen Naziopfer“. August 1945. Zitiert nach Knight 2000, S.74ff.)


Im Lexikon:

- Antisemitismus
- Hitler, Adolf

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(Fortsetzung...)

erstmals veröffentlicht: 01.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003

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